„Ich mach' erst Schluss, wenn der liebe Gott sagt: Otto, das war's!“
26.05.2012 —
23:38 Uhr
Von
ULLI SCHAUBERGER
Am Freitag kämpfte Otto Rehhagel (73) noch als Zeuge vor dem DFB-Bundesgericht für Hertha BSC. Vergeblich!
Der Protest wegen der Fan-Erstürmung des Rasens beim Relegationsspiel in Düsseldorf (2:2) wurde abgeschmettert.
BILD am SONNTAG: Wie haben Sie die Verhandlung vor dem Sportgericht erlebt?
Rehhagel: Ich war selbst ein Leben lang ein fairer Sportler. Ich fühlte mich total unwohl. Das war nicht meine Welt. Ich habe das nur im Sinne der Hertha gemacht.
Sie haben auch vom Krieg gesprochen ...
Ja, denn ich weiß, was Angst bedeutet. Ich saß 1943 in Essen bei einem Bombardement im Keller. Das kann die jüngere Generation vielleicht nicht mehr so nachvollziehen. Aber das vergisst man nie. Und wenn, wie in Düsseldorf geschehen, eine Masse losläuft, dann bekommt man auch Angst. Da ist nichts mehr zu kontrollieren. Das ist die Wahrheit.
Hertha-Anwalt Schickhardt sagte, Sie waren empört, weil Düsseldorf-Anwalt Kletke Ihre Aussagen in Zweifel zog?
Solche Leute interessieren mich nicht, denn ich bin Sportler. Und wer die Fernsehbilder gesehen hat, weiß Bescheid. Und als Sportler habe ich Düsseldorfs Manager Wolf Werner und Trainer Norbert Meier umarmt, weil sie nichts damit zu tun hatten. Ich habe mich auch im Chaos immer fair verhalten. Und später in den Katakomben zu schlichten versucht.
Platzsturm, Bengalos, Chaos – ist das noch Ihre Fußball-Welt?
Der Fußball ist immer meine Welt. Ich liebe zwar die Vergangenheit, aber ich stelle mich auch den neuen Herausforderungen. Ich betrachte allerdings auch mit Sorge, wie sich die Dinge verändern. So bekommen beispielsweise bestimmte Zuschauergruppen immer mehr Wertigkeit. Das ist keine gute Entwicklung.
Was ist zu tun?
Es müssen noch mehr Gespräche mit den Fan-Vertretern geführt werden. Denn es sind oft nur wenige, von denen Gewalt ausgeht. Aber die Leute, die das initiieren, muss man dingfest machen und hart bestrafen. Mein Vorschlag: Nicht fünf Kameras auf uns Trainer richten, sondern auf die Chaoten.
Wie hat Hertha das Urteil vom DFB-Bundesgericht aufgenommen?
Man muss den Prozess erst noch verarbeiten. Ich habe bisher nur mit unserem Manager Michael Preetz telefoniert. Hertha muss sich jetzt voll auf die kommende Mitgliederversammlung konzentrieren. Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung: Das Spiel in Düsseldorf war irregulär. Wir akzeptieren jedoch das Urteil der Gerichtsbarkeit.
Bleiben Sie noch in Berlin?
Für Hertha beginnt jetzt eine neue Zeitrechnung – ohne Otto Rehhagel. Die Verantwortlichen müssen jetzt schnell eine konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine stellen. Das Training beginnt bald wieder, das geht alles sehr schnell und erfordert höchste Konzentration. Ich wollte, dass Berlin oben bleibt, wollte da mithelfen. Jetzt drücke ich weiter die Daumen. Hertha kann den Sprung zurück in die oberste Klasse wieder schaffen.
Ist für Sie persönlich jetzt endgültig Schluss?
Das gibt es für mich nicht. Erst wenn der liebe Gott sagt: Otto, das war’s, dann ist für mich Schluss.
Die Gründe für Berlins Abstieg?
Der Abstieg ist auf dem Platz geschehen. Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht. Ständig waren fünf Abwehrspieler verletzt. Dazu kamen Platzverweise und Eigentore. Das alles traf uns mit solch einer Wucht, dass wir es nicht mehr kompensieren konnten. Es gab einfach zu schwere Fehler. Auch im Relegations-Rückspiel standen wir nach 60 Minuten nur noch mit zehn Mann auf dem Feld. Wir haben uns selbst rausgeschossen. Das haben wir als Mannschaft fabriziert.
Wie fühlen Sie sich körperlich?
Besser denn je! Die Zeit bei Hertha hat mich zwar sehr beansprucht, aber körperlich kein bisschen geschadet. Leben heißt kämpfen!
Aber Urlaub werden Sie sich gönnen ...
Ich war drei Monate ständig hier und nicht zu Hause. Ich bespreche jetzt alles in Ruhe mit dem Vorstand. Ich gehe im Guten und lasse einen Koffer in Berlin. Aber ich freue mich auch auf zu Hause. Und irgendwann fahre ich mit meiner Beate für ein paar Tage nach Sylt.
Beraten Sie Hertha weiter?
Nein! Aber wenn Präsident Werner Gegenbauer will, kann er mich natürlich jederzeit anrufen und wir unterhalten uns.
Der Protest wegen der Fan-Erstürmung des Rasens beim Relegationsspiel in Düsseldorf (2:2) wurde abgeschmettert.
BILD am SONNTAG: Wie haben Sie die Verhandlung vor dem Sportgericht erlebt?
Rehhagel: Ich war selbst ein Leben lang ein fairer Sportler. Ich fühlte mich total unwohl. Das war nicht meine Welt. Ich habe das nur im Sinne der Hertha gemacht.
Sie haben auch vom Krieg gesprochen ...
Ja, denn ich weiß, was Angst bedeutet. Ich saß 1943 in Essen bei einem Bombardement im Keller. Das kann die jüngere Generation vielleicht nicht mehr so nachvollziehen. Aber das vergisst man nie. Und wenn, wie in Düsseldorf geschehen, eine Masse losläuft, dann bekommt man auch Angst. Da ist nichts mehr zu kontrollieren. Das ist die Wahrheit.
Hertha-Anwalt Schickhardt sagte, Sie waren empört, weil Düsseldorf-Anwalt Kletke Ihre Aussagen in Zweifel zog?
Solche Leute interessieren mich nicht, denn ich bin Sportler. Und wer die Fernsehbilder gesehen hat, weiß Bescheid. Und als Sportler habe ich Düsseldorfs Manager Wolf Werner und Trainer Norbert Meier umarmt, weil sie nichts damit zu tun hatten. Ich habe mich auch im Chaos immer fair verhalten. Und später in den Katakomben zu schlichten versucht.
Platzsturm, Bengalos, Chaos – ist das noch Ihre Fußball-Welt?
Der Fußball ist immer meine Welt. Ich liebe zwar die Vergangenheit, aber ich stelle mich auch den neuen Herausforderungen. Ich betrachte allerdings auch mit Sorge, wie sich die Dinge verändern. So bekommen beispielsweise bestimmte Zuschauergruppen immer mehr Wertigkeit. Das ist keine gute Entwicklung.
Was ist zu tun?
Es müssen noch mehr Gespräche mit den Fan-Vertretern geführt werden. Denn es sind oft nur wenige, von denen Gewalt ausgeht. Aber die Leute, die das initiieren, muss man dingfest machen und hart bestrafen. Mein Vorschlag: Nicht fünf Kameras auf uns Trainer richten, sondern auf die Chaoten.
Wie hat Hertha das Urteil vom DFB-Bundesgericht aufgenommen?
Man muss den Prozess erst noch verarbeiten. Ich habe bisher nur mit unserem Manager Michael Preetz telefoniert. Hertha muss sich jetzt voll auf die kommende Mitgliederversammlung konzentrieren. Trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung: Das Spiel in Düsseldorf war irregulär. Wir akzeptieren jedoch das Urteil der Gerichtsbarkeit.
Bleiben Sie noch in Berlin?
Für Hertha beginnt jetzt eine neue Zeitrechnung – ohne Otto Rehhagel. Die Verantwortlichen müssen jetzt schnell eine konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine stellen. Das Training beginnt bald wieder, das geht alles sehr schnell und erfordert höchste Konzentration. Ich wollte, dass Berlin oben bleibt, wollte da mithelfen. Jetzt drücke ich weiter die Daumen. Hertha kann den Sprung zurück in die oberste Klasse wieder schaffen.
Ist für Sie persönlich jetzt endgültig Schluss?
Das gibt es für mich nicht. Erst wenn der liebe Gott sagt: Otto, das war’s, dann ist für mich Schluss.
Die Gründe für Berlins Abstieg?
Der Abstieg ist auf dem Platz geschehen. Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht. Ständig waren fünf Abwehrspieler verletzt. Dazu kamen Platzverweise und Eigentore. Das alles traf uns mit solch einer Wucht, dass wir es nicht mehr kompensieren konnten. Es gab einfach zu schwere Fehler. Auch im Relegations-Rückspiel standen wir nach 60 Minuten nur noch mit zehn Mann auf dem Feld. Wir haben uns selbst rausgeschossen. Das haben wir als Mannschaft fabriziert.
Wie fühlen Sie sich körperlich?
Besser denn je! Die Zeit bei Hertha hat mich zwar sehr beansprucht, aber körperlich kein bisschen geschadet. Leben heißt kämpfen!
Aber Urlaub werden Sie sich gönnen ...
Ich war drei Monate ständig hier und nicht zu Hause. Ich bespreche jetzt alles in Ruhe mit dem Vorstand. Ich gehe im Guten und lasse einen Koffer in Berlin. Aber ich freue mich auch auf zu Hause. Und irgendwann fahre ich mit meiner Beate für ein paar Tage nach Sylt.
Beraten Sie Hertha weiter?
Nein! Aber wenn Präsident Werner Gegenbauer will, kann er mich natürlich jederzeit anrufen und wir unterhalten uns.
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