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SPORTS: Montpellier im siebten Himmel - "Iro" für Nicollin (KICKER)

Tuesday, May 22, 2012

Montpellier im siebten Himmel - "Iro" für Nicollin (KICKER)


Ligue 1: Erster Meistertitel der kurvenreichen Geschichte


Es klingt wie ein Märchen: Montpellier HSC startete mit minimalem Etat und einem No-Name-Team in die Saison und sicherte sich am letzten Spieltag den ersten Meistertitel der 93-jährigen Klubhistorie. Zuvor war der Verein neunmal aus der ersten Liga abgestiegen, zig Mal wurden Name und Farben gewechselt. Weil Leuchtraketen aufs Feld flogen, wurde die entscheidende Partie in Auxerre für insgesamt 41 Minuten unterbrochen. Danach kannte der Jubel in der südfranzösischen Universitätsstadt jedoch keine Grenzen mehr.
Fans in Montepellier
Erster Meistertitel: Auf der Place de la Comédie feierten über 20.000 Montpellier-Fans ihre Mannschaft.
© imagoZoomansicht
Auf der Place de la Comédie im Zentrum Montpelliers machten mehr als 20.000 Menschen die Nacht zum Tage. Vor der Saison hätte dem Hérault Sport Club kaum jemand den Titel zugetraut. "Wahnsinn", titelte am Montag auf Seite eins das Sportblatt "L'Équipe". Das Fachmagazin "France Football" sprach von einem "historischen Ereignis". Selbst Louis Nicollin, seit 38 Jahren Vereinsboss, musste sich kneifen, um wirklich daran glauben zu können: "Das ist eigentlich unmöglich", sagte der 68-Jährige nach dem von Ausschreitungen überschatten 2:1-Erfolg im Stadion l'Abbé-Deschamps des AJ Auxerre. Weil Leuchtraketen und Böller, aber auch Tomaten, Tennisbälle und Klopapier aufs Feld geworfen wurden, musste die Begegnung zweimal unterbrochen werden.
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Die Polizei stürmte gar den Fan-Block der Gastgeber, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Als Schiedsrichter Said Ennjimi die Partie zweieinhalb Stunden nach Beginn abpfiff, stürmten hunderte Montpellier-Fans, wie zuletzt beim Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC, aufs Feld und sorgten erneut für Chaos.

Schlaflose Nächte für Giroud

"Die Umstände waren wirklich nicht einfach, aber wir haben kühlen Kopf bewahrt und sind konzentriert geblieben", sagte HSC-Stürmer Olivier Giroud, der mit 21 Treffern zusammen mit dem Brasilianer Nené (Paris Saint-Germain) Torschützenkönig der Ligue 1 wurde und beim Bayern München im Gespräch war. "Ein außergewöhnlicher Abend, wir haben etwas Großes geleistet. Ich glaube nicht, dass wir diese Woche schlafen werden."
Mit 82 Punkten setzte sich der HSC am Ende mit drei Punkten Vorsprung auf den Titelfavoriten Paris durch. "Wir haben bewiesen, dass auch im Fußball Geld allein nicht glücklich macht", tönte Coach René Girard, dessen Klub mit dem vierzehnthöchsten Etat der Liga auskommen musste. in dieser Saison hatten die Südfranzosen nur 33 Millionen Euro zur Verfügung - gerade mal ein Fünftel des Budgets von Rivale Paris, der seit Saisonanfang vom Öl- und Wüstenstaat Katar aus geführt wird.

Mit unbekannten Spielern an die Spitze

getty images
Wettschulden eingelöst: Präsident Louis Nicollin trägt nun einen Irokesenschnitt in den Vereinsfarben.
© imagoZoomansicht
Trainer Girard machte aus einem Team der "Namenlosen" eine Spitzenmannschaft. Neben Giroud wuchsen auch andere Nobodys im Laufe der Saison über sich hinaus. Etwa der 21-jährige Spielmacher Younès Belhanda, der zur "Entdeckung der Saison" gewählt wurde, oder Mapou Yanga-Mbiwa, der mit 23 Jahren zum Chef der besten Abwehr der Ligue 1 (34 Gegentore) avancierte und prompt von Frankreichs Nationalcoach Laurent Blanc für die EM nominiert wurde.

Bis dahin nie besser als Rang drei

Beste Platzierung Montpelliers in der Liga war bisher ein dritter Rang in der Saison 1987/88. Titel holte der Klub nur im Pokal (1929, 1990) sowie im Ligapokal (1992). Die Mannschaft war seit den 30er Jahren neunmal aus der ersten Liga abgestiegen. Erst seit 2009 spielen die Südfranzosen wieder in der höchsten Spielklasse.
Vor allem für den exzentrischen Vereinsboss Nicollin wurde ein Märchen Realität. Er führt den HSC seit der Neugründung des Vereins im Jahr 1974 - und ließ sich nun wegen einer Wette einen Irokesenschnitt in den Vereinsfarben verpassen. Wettschulden sind nunmal Ehrenschulden...

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