WARUM WOLLTE NIEMAND SCHIESSEN
21.05.2012 — 12:16 Uhr
Der Schock über das verlorene Champions League-Finale sitzt den Bayern noch tief in den Knochen.
Dass die Bayern ausgerechnet gegen ein englisches Team ein Elfmeterschießen aus der Hand geben – das macht nicht nur den Münchener Fans vor der EM Angst.
Dazu die Unstimmigkeiten auf dem Platz, als es um die Reihenfolge der Elferschützen ging – 19,28 Mio TV-Zuschauer in Deutschland staunten nicht schlecht, als nach einigem Gestikulieren auf der Bayern-Bank Nationalkeeper Manuel Neuer(26) als Schütze antritt (und verwandelt).
Auffällig: Trainer Jupp Heynckes (67) musste vorm Elfmeterschießen lange suchen, um fünf Schützen zusammenzukriegen. Heynckes: „Einige Spieler wollten nicht schießen. Man kann ja keinen verhaften, damit er einen Elfmeter schießt...“
Was war passiert?
Elfer-Zoff bei Bayern!
Fakt ist: Neuer, der oft bei Bayerns Trainingskicks als Verteidiger mitspielt, war als Schütze vorgesehen. Neuer: „Es war klar, dass ich schieße. Kurzfristig bin ich eingesprungen. Aber ich habe gedacht, dass ich einen später schieße. Als dann keiner kam, war mir klar, dass ich schießen muss.“
Fakt ist auch: Neuer zeigte Mumm, weil diversen anderen Kandidaten die Düse ging. So hatte sich (der bereits ausgewechselte) Thomas Müller vor Anatoli Timoschtschuk aufgebaut, versucht, ihn zum Schießen zu überreden. Doch der wollte nicht. Müller konnte es nicht glauben, schmiss vor Frust eine Wasserflasche auf den Rasen.
Elfer-Zoff bei Bayern!
Auch Arjen Robben wollte nicht mehr antreten. Er hatte den Sieg in der Verlängerung auf dem Fuß – konnte aber seinen Foulelfmeter gegen Cech nicht verwandeln (95.) Er bat Mario Gomez, für ihn einzuspringen. Weil der etatmäßige Schütze Franck Ribéry (29) in der 97. Minute verletzt vom Platz musste, schoss Olic für ihn – und vergab. Ebenso wie der letzte Bayern-Schütze Bastian Schweinsteiger (27).
Der Elfer-Zoff bei Bayern!
Vor dem Finale wurde das Elferschießen nicht gesondert trainiert. Zweimal hatte sich Bayern in dieser Saison bereits in der Paradedisziplin der Nationalmannschaft durchgesetzt (im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Gladbach und im Champions League-Halbfinale gegen Real) – viel mehr kann man eigentlich nicht trainieren.
Der tiefenttäuschte Bayern-Präsident Uli Hoeneß (60) kritisierte nach dem Spiel: „Vielleicht haben wir nicht genug Spieler, die sowas erzwingen können. Ich habe keinen Jens Jeremies (gewann 2001 mit den Bayern die Champions League, die Redaktion) gesehen, der dem Gegner schon beim Einlaufen in die Waden beißt.“
Vielleicht braucht Bayern nicht nur mehr Wadenbeißer wie Jeremies, sondern auch mehr Spieler mit Mumm wie Manuel Neuer...
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